Die Geburtsstätte künftiger Škoda Modelle: ein Blick hinter die Kulissen
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Jedes neue Auto ist zunächst nur ein Konzept – bis die Ideen und digitalen Daten mithilfe von Modellbau physisch Gestalt annehmen. Wir durften uns die einzelnen Schritte dieses Prozesses ansehen.
14. 2. 2025 eMobilität
Die Modellwerkstatt in der Technischen Entwicklung von Škoda Auto ist einer der am strengsten bewachten Bereiche. Hier nehmen die zukünftigen Autos Gestalt an – lange, bevor sie der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die neueste Kreation von Škoda ist der vollelektrische Enyaq. Während des Entwicklungsprozesses des vollelektrischen SUV arbeitete das Modellwerkstatt-Team gleich mit mehreren Abteilungen zusammen.
Grundlage für das Tonmodell ist eine Kombination aus Stahl, Sperrholz und Polyurethanschaum
In der Designabteilung entstehen die traditionellen Tonmodelle – dreidimensionale Skulpturen, die als Verifizierungsmodell eines Fahrzeuges verwendet werden – vorwiegend im Maßstab 1 : 1. An deren Erstellung ist auch die Modellwerkstatt der Technischen Entwicklung von Škoda Auto beteiligt. Hier entsteht das Grundmodell, auf das die Designerinnen und Designer den Ton auftragen, mit dem sie die gewünschten Formen des zukünftigen Autos modellieren. Den Anfang eines jeden Modells bildet ein Gestell, das aus Stahlprofilen und -rohren, Sperrholz und Polyurethanplatten besteht und die Grundproportionen bestimmt.
Die Halle, in der die Materialien dafür gelagert werden, ist beeindruckend: Sie ist sehr schmal, dafür aber 16 Meter hoch. Zwischen den Regalen ist nur Platz für einen speziellen Industrieroboter.
Modell des Škoda Enyaq im Modellraum der Technischen Entwicklung von Škoda Auto
„Jedem Modellbau geht eine digitale Designvorbereitung voraus“, sagt Jaromír Pavlíček, Koordinator der Modellherstellung. „Die Designerinnen und Designer müssen sich zunächst oft Gedanken darüber machen, wie das Modell konstruiert und zusammengebaut werden soll. Die Gestaltung der Konstruktion hängt auch vom Zweck des Modells ab.“
Ein breites Spektrum an Modellarten
Neben den Tonmodellen werden auch sogenannte Hartmodelle erstellt. Sie bestehen aus recht festem Material, da während der Herstellung und Fertigstellung des Modells keine wesentlichen Formveränderungen mehr daran vorgenommen werden. Eines der ersten Modelle, das während des Entwicklungsprozesses eines Autos entsteht, ist das ergonomische Innenraummodell, an dem das Entwicklungsteam die Zugänglichkeit der Bedienelemente und den gesamten Innenraum testet.
In Zusammenarbeit mit der Designabteilung werden auch sogenannte Proportionsmodelle angefertigt. Diese Modelle werden aus Polyurethanschaum geschnitzt und dienen dazu, die Formen des zu entwickelnden Autos zu beurteilen. Sie haben in der Regel eine matte Oberfläche. „Wir erstellen sie sehr schnell. Vom Erhalt der endgültigen Daten bis zur Fertigstellung des Modells vergehen oft nur einige Arbeitstage“, sagt Pavlíček. Um effizient mit großen Automodellen arbeiten zu können, gibt es sechs Frässtationen: drei große für die Bearbeitung ganzer Modelle im Maßstab 1 : 1 und drei kleinere für die Herstellung einzelner Komponenten.
Da Genauigkeit bei den Modellen äußerst wichtig ist, besitzt die Technische Entwicklung ein eigenes Messzentrum
Eine weitere Aufgabe ist die Erstellung von Innenraummodellen zur Beurteilung von Farben und Materialien. „Um das passende Dekor zu erhalten, beschichten wir Teile mit einer speziellen Folie und lackieren die Teile und das gesamte Modell selbst“, sagt Pavlíček. Zur Modellwerkstatt gehört eine eigene Lackiererei. Die Krönung der Designarbeit sind spezielle Modelle für die endgültige Bewertung. Diese Modelle können sogar beweglich sein, sind komplett lackiert, und ihre Scheinwerfer und andere Komponenten leuchten genauso wie am endgültigen Auto.
„Wir können praktisch alle Komponenten selbst herstellen“, ergänzt Pavlíček. „Die Einzelteile der Scheinwerfer zum Beispiel werden hauptsächlich im 3D-Druckverfahren hergestellt. Der Prozess beginnt mit einer klaren Version, die Farbe der Scheinwerfer wird mit einer getönten Lackschicht hinzugefügt. Die Formen, die Passform und die optischen Eigenschaften werden manuell angepasst, wobei das Polieren eines Teils manchmal eine ganze Schicht in Anspruch nimmt. Das ist eine sehr präzise Arbeit.“
In der Modellwerkstatt werden verschiedene Teilevarianten an den kommenden Autos ausprobiert
Doch damit nicht genug: Die Modellwerkstatt verfügt auch über einen eigenen Metallbearbeitungsbetrieb, der sogar Motorblöcke bearbeiten kann. Hier werden einzelne Metallteile für ganze Modelle hergestellt, aber auch Teile für die reale Erprobung von Prototypen. Einige Teile werden auch für Škoda Motorsport gefertigt.
In der Werkstatt werden ebenfalls Modelle für Tests im Aerodynamiktunnel vorbereitet. Ausgehend von den Anforderungen der Entwicklungsabteilung werden Varianten von Teilen erstellt, die die Aerodynamik beeinflussen. Die Konstrukteurinnen und Konstrukteure müssen sich dann überlegen, wie sie sicherstellen können, dass diese Teile einfach und schnell ausgetauscht werden können und trotzdem den hohen Luftgeschwindigkeiten im Tunnel standhalten. „Der Grund dafür ist, dass die Arbeit im Tunnel so zeitsparend wie möglich sein muss“, erklärt Pavlíček.
Bei neuen Modellen ist die Überprüfung der Abmessungen oder die Anpassung der Verbindungen besonders wichtig
Bei den vollständigen Modellen sind zwei Arten zu unterscheiden: Das FKM-Modell (Modell zur Flächenkontrolle), das für die prozessorientierte, schnelle Flächenkonstruktion verwendet wird, und das DKM-Datenkontrollmodell (Modell zur Kontrolle von CAD-Daten), das wesentlich strengere Kriterien hinsichtlich der Genauigkeit erfüllt als die späteren Serienfahrzeuge selbst. Jeder Spalt, jedes Teil muss auf den Bruchteil eines Millimeters genau passen.
Diese Modelle werden in einem mehrstufigen Prozess mit mehreren anderen Abteilungen abgestimmt – von der Technischen Entwicklung über das Design und die Produktion bis zur Qualitätssicherung. Das Ergebnis sind endgültige Daten, die für die Fertigung von Autoteilen und ganzen Fahrzeugen verwendet werden. Diese Daten werden zum Beispiel für die Herstellung von Stanzwerkzeugen für Karosserieteile und Spritzgussformen für Innenteile sowie für die Bestellung von Teilen bei Zulieferern verwendet.
Präzision und Zusammenarbeit
Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Vermessung von Einzelteilen und Fahrzeugen. Hierfür gibt es eine spezialisierte Abteilung. Abweichungen von den geforderten Werten können oft noch vor der Lackierung korrigiert werden. „Zuerst lackieren wir die Teile mit einer Grundierung und schleifen sie bis zu den gewünschten Werten ab. Wir bauen alles zusammen, messen es aus, stimmen es ab und befestigen die einzelnen Teile des Modells so, dass das Ganze perfekt passt. Dann zerlegen wir das Modell, lackieren es, polieren die Teile und bauen alles wieder zusammen“, beschreibt Jaromír Pavlíček die Arbeitsschritte.
Ein vielleicht unerwartetes Hilfsmittel im Modellbau ist Papierklebeband, mit dem sich zum Beispiel Kanten hervorheben lassen
Zu den bislang komplexesten Modellen von Škoda gehört der Enyaq. Das endgültige Fahrzeug aus der Modellwerkstatt ist von einem Serienfahrzeug nicht zu unterscheiden, insbesondere wenn es eine Originalfarbe erhält – wie das Olibo Green beim Enyaq.
Auch wenn die Arbeit in der Modellwerkstatt auf den ersten Blick wie eine Kombination aus Modellbau und Zusammenbau von Plastikauto-Modellen aussieht, ist Präzision das A und O. Sie ist bei jedem Schritt von entscheidender Bedeutung, denn jede Abweichung in der Grundlage des Modells wird sich im Endergebnis um ein Vielfaches stärker bemerkbar machen. Aus diesem Grund arbeiten an den streng geheimen Modellen etwa 80 Personen aus verschiedenen Bereichen: Programmierung, Design, Maschinenbau, Technik und Modellbau. Zusammenarbeit ist unerlässlich. Und zwar nicht nur innerhalb der Modellwerkstatt, sondern während des gesamten Prozesses. Nach und nach werden Teile eines Puzzles zusammengefügt, um das spätere Serienauto zu erschaffen.
Teile wie die Heckleuchten werden am 3D-Drucker erstellt und müssen im Anschluss poliert, eingefärbt und komplett zusammengebaut werden, bevor sie am Modell montiert werden