Die Mutter des Erfolgs: Pernilla Solberg
Motorsport ist Pernilla Solbergs Leben. Und das nicht nur, weil sie Petter Solberg geheiratet hat. Aber auch. 1998 lernte sie ihren Ehemann durch den Motorsport kennen. Pernilla war auf dem Weg zur British RAC Rally und Petter kam bei der Überfahrt mit der Fähre auf sie zu. „Wir hatten uns vorher schon ein paar Mal bei einigen Veranstaltungen gesehen, aber ich würde sagen, dass es damit angefangen hat“, blickt sie zurück.
Vater und Tochter: Per-Inge Walfridsson und Pernilla
Im Motorsport ist sie aber noch viel tiefer verwurzelt. „Es begann mit meinem Vater. Er fuhr in den 1960er und 1970er Jahren Rallye und hörte erst 1981 auf, als ich acht Jahre alt war“, sagt Solberg. Die Rallye Schweden fand jedes Jahr buchstäblich hinter dem Haus der Familie statt. Auch Rallycross war in der Gegend sehr beliebt. Damals war es üblich, dass alle jungen Leute einen fahrbaren Untersatz hatten. „Autos und Maschinen haben mich schon immer fasziniert, deshalb habe ich auch Maschinenbau studiert“, erklärt Solberg.
Erfolge feierte Pernilla unter anderem mit Beifahrerin Ulrika Mattsson
Daneben interessierte sie sich als Jugendliche für Pferde, vor allem für das Springreiten. „Trotzdem habe ich mit 16 Jahren angefangen, als Beifahrerin meines Vaters im Oldtimer-Cup an den Start zu gehen, und ich wurde süchtig“, beschreibt sie die ersten Schritte im Rallye-Sport. Mit 18 Jahren machte die heute 51-Jährige ihren Führerschein, lieh sich einen Volvo 240 und nahm selbst an Rennen teil. „Es war fantastisch. Also habe ich das Pferd verkauft und mit dem Rallye-Sport begonnen.“
Ehemann Petter war auch Fahrer im familieneigenen Rallycross-Team
In den vergangenen Jahrzehnten probierte Pernilla viele Rollen im Motorsport aus. Selbst hinter dem Steuer zu sitzen, macht ihr allerdings am meisten Spaß: „Es gibt einfach nichts Vergleichbares. Wenn das Adrenalin zuschlägt und man den Rhythmus findet, das ist großartig“, schwärmt Solberg. „Aber ich muss zugeben, dass es auch eine tolle Erfahrung war, mein eigenes Team zu leiten und 2014 und 2015 die Titel in der FIA-Rallycross-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Fahrer damals: ihr Mann Petter. „Das war eine der lustigsten Sachen in meinem Berufsleben. Es war eine große Verantwortung, aber gleichzeitig auch ein großer Spaß.“
Familie Solberg unter sich: Petter, Pernilla und Oliver (von links)
Sohn Oliver musste nicht per se in die Fußstapfen der Eltern treten. „Ich habe ihn verschiedene Sportarten ausprobieren lassen, Tennis, Fußball, Tanzen, Eishockey, das hat ihm sehr gefallen“, sagt Pernilla. Letztendlich wurde Oliver ebenfalls erfolgreicher Rallye-Pilot und fährt aktuell im Škoda Fabia RS Rally2 um den WM-Titel in der WRC2-Kategorie. „Vielleicht wäre seine Karriere anders verlaufen, wenn wir näher an der Eisbahn gewohnt hätten und mehr Zeit gehabt hätten, ihn zum Training zu bringen.“
Oliver Solberg im Škoda Fabia RS Rally2 auf den Spuren von Vater Petter
Nun ist Pernilla seine Managerin, aber eben auch seine Mutter. „Manchmal ist es nervenaufreibend. Ich möchte, dass er im Rennen gut abschneidet, aber ich möchte auch, dass er in Sicherheit ist. Beim Zuschauen ist Petter nervöser als ich“, sagt Pernilla und lacht. Wenn der Sprössling im Škoda um WM-Punkte kämpft, ist seine Mutter froh über ihre neue Rolle beim Automobil-Weltverband FIA. „Ich kann mich während der Rallye auf etwas anderes konzentrieren, habe Besprechungen und sitze nicht nur vor dem Bildschirm und schaue ihm beim Fahren zu.“
Mutter und Managerin in Personalunion: Pernilla Solberg
Als Präsidentin der FIA-WRC-Kommission leitet Solberg ein zwölfköpfiges Team, das für die Entwicklung des Sports verantwortlich ist. „Unsere Aufgabe ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Leute wissen, dass sie Vorschläge zur Verbesserung des Sports einbringen können.“ In allen Bereichen geht es um die Sicherheit und die Attraktivität des Sports sowie seine Wirtschaftlichkeit. „Ich möchte, dass die WRC wächst. Wir wollen finanziell tragfähigere Regeln und Vorschriften. Wir suchen nach Wegen, um mehr junge Fahrerinnen und Fahrer für den Rallye-Sport zu gewinnen. Wir wollen neue Teams anziehen und die bestehenden halten,“ sagt Solberg.
Solberg (2.v.l) im Kreise der Jury für das WRC-Förderprogramm von Fahrerinnen
Über mehr junge Frauen im Motorsport würde sie sich freuen, auch wenn es scheinbar näher liegt, eine Karriere im Reiten zu beginnen. „Die Sportarten sind sehr ähnlich. Ein Pferd zu reiten oder ein Auto zu fahren erfordert viel Einsatz und Erfahrung“, relativiert Solberg, die gleichzeitig betont, dass die Bandbreite im Motorsport groß ist: „Natürlich wollen wir junge Pilotinnen und Beifahrerinnen gewinnen, aber es gibt auch viele andere interessante Positionen im Rallye-Sport. Es ist eine großartige Welt, an der man in vielen Formen teilhaben kann.“ Man könne als Streckenposten anfangen oder bei der Organisation helfen. „Es ist ein schöner Sport und wir wollen allen Mädchen zeigen, dass nichts unmöglich ist.“ Pernilla Solberg ist das beste Beispiel.