Family Business: Armin und Ella Kremer im Škoda Fabia RS Rally2
Rallyefahrer und -fahrerinnen mit Eltern, die selbst erfolgreich im Motorsport waren, gibt es einige: Oliver Solberg, sein Vater Petter und seine Mutter Pernilla sind nur ein aktuelles Beispiel. Bei Familie Kremer aus Mecklenburg-Vorpommern sind Vollgas-Gene in der dritten Generation erkennbar: Armin Kremers Vater Arvid fährt Ende der 1970er-Jahre in der ehemaligen DDR um Trophäen. Armin tritt nach der Wende in seine Fußstapfen und wird einer der besten Rallyefahrer des Landes.
Armin und Ella Kremer begeistern nicht nur in Griechenland
Kremer wird Geschäftsmann
Nach drei Titeln als Deutscher Meister in den Jahren 1996, 1998 und 1999 gewinnt Armin Kremer auch die Europameisterschaft 2001 und die Asien-Pazifik-Rallye-Meisterschaft 2003. Im Jahr 2006 übergibt Vater Arvid das Familienunternehmen „Mecklenburger Landpute“ an seine Söhne Armin und Frank. Dies bringt eine mehrjährige Rallyepause mit sich. Doch dann juckt bei Armin der Gasfuß wieder und er fährt erneut Rallyes. Mehr als Hobby und mit Weggefährten aus der Vergangenheit, vornehmlich Timo Gottschalk, Klaus Wicha oder auch jungen Co-Piloten wie Pirmin Winklhofer, der vom Alter her locker sein Sohn sein könnte.
Lebende Rallyelegende und erfolgreicher Geschäftsmann: Armin Kremer
Als 2020 zum WM-Lauf auf Sardinien kein Beifahrer verfügbar ist, probiert Armin Kremer etwas Neues aus und fährt zum ersten Mal mit Tochter Ella. „Es hat auf Anhieb gut funktioniert. Außerdem macht es uns beiden Spaß“, sagt Kremer. Zwar kehrt auch Gottschalk noch für einige Rallyes auf den Platz neben Kremer zurück, doch immer öfter geht das Familien-Duo Kremer gemeinsam an den Start.
Gesamtsieg im dritten Anlauf
Seit 2022 dann auch wieder mit größeren Ambitionen. Armin fokussiert sich auf den WRC Masters Cup, einer Wertung im Rahmen der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft für Teilnehmer über 50 Jahre. Kremer ist mittlerweile 56, aber „Alter schützt vorm Schnellsein nicht“. Gemeinsam mit Tochter Ella fährt er zweimal auf Gesamtrang zwei – zu wenig für den Erfolgshungrigen. In diesem Jahr greift er voll an und kämpft im Škoda Fabia RS Rally2 um den Gesamtsieg. Mit Erfolg: 5 Starts. 5 Siege.
Mit Tochter Ella fährt Armin Kremer durch dick und dünn
„Für mich war der Sieg sehr emotional, vor allem, weil ich ihn mit meiner Tochter erringen konnte“, sagt Kremer. Sein besonderer Dank gilt dabei auch dem Team BRR Baumschlager Rallye & Racing GmbH sowie Škoda Motorsport. „Gemeinsam haben wir viel richtig gemacht in den vergangenen drei Jahren“, sagt Kremer.
Papa Armin ist stolz auf Tochter Ella
Auf seine Tochter ist Armin Kremer besonders stolz: „Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe als Beifahrer, und Ella macht das wirklich großartig. Man muss viel Gefühl für Geschwindigkeit haben und dabei sehr akribisch und gewissenhaft sein. Das alles bringt sie mit.“ Kremer ist allerdings nicht nur aus sportlichen Gründen stolz auf seine Tochter. Ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau und das BWL-Studium hat sie erfolgreich abgeschlossen und ist nun ebenfalls im Betrieb der Familie beschäftigt. Dort kümmert sie sich um das Marketing und die Vermarktung. „Es macht auch hier sehr viel Spaß, mit Ella zusammenzuarbeiten“, erklärt Kremer.
So sehen Sieger aus: Ella und Armin Kremer nach dem Sieg auf Sardinien
Nach dem Gesamtsieg im WRC Masters Cup ist die Saison für Kremer/Kremer noch nicht vorbei. „Wir gehen auch bei der Central European Rally an den Start“, sagt Armin Kremer. „Den Titel haben wir zwar schon sicher, aber es waren sechs Starts in der Rallye-Weltmeisterschaft geplant – und jetzt ziehen wir das auch bis zum Ende durch.“ Für die lebende Legende ist die Rallye durch Tschechien, Österreich und Deutschland schon jetzt ein Highlight, da Kremer im Team BRR mit Marijan Griebel zusammen fährt.
Den frischgebackenen Deutschen Rallyemeister unterstützt Kremer schon seit vielen Jahren. „Mein Herz gehört dem Rallyesport und es ist mir generell wichtig, jungen Fahrern zu helfen. In Deutschland ist das deutlich schwieriger als beispielsweise in Finnland. Dort werden Fahrer viel mehr gefördert. Sie sitzen fast täglich im Auto. Das ist hier nicht möglich, da der Motorsport in Deutschland nicht mehr die herausragende Bedeutung hat wie früher. Aber ich bin froh, dass sich Škoda so intensiv einsetzt.“
Aufs Sofa bekommt Armin Kremer bislang noch keiner
Die Zukunft lässt Kremer offen
Und wie geht es für Armin Kremer weiter? „Der Spagat zwischen Betrieb und Rallyesport ist eine Mammutaufgabe“, sagt Kremer. „Das werde ich in Zukunft so nicht mehr aufrechterhalten können. Im Jahr 2025 werden wir uns daher vermutlich auf andere Dinge konzentrieren.“ Was das genau ist, kann Kremer noch nicht sagen, aber ein Leben so ganz ohne Rallyesport scheint unmöglich. Gerade nach diesem Erfolgsjahr mit Tochter Ella.
Es ist offen, wohin die Reise für Familie Kremer im Rallyesport geht