Alles Škoda oder was?
Die Marke Škoda und die Deutsche Rallyemeisterschaft (DRM) verbindet eine lange Erfolgsgeschichte. Seit 2002 haben die Schotter- und Asphaltathleten auf vier Rädern neun Mal den Fahrertitel am Steuer eines Škoda-Rallyeallradler gewonnen. In diesem Jahr stehen die Chancen sehr gut, dass ein Team mit einem Škoda zum zehnten Mal Deutschlands höchstes Rallyechampionat gewinnt. Schließlich setzen gleich drei heiße Titelanwärter auf die Marke Škoda. Im folgenden Artikel stellen wir diese Topteams vor: Philip Geipel/Katrin Becker-Brugger, Marijan Griebel/Tobias Braun und Julius Tannert/Frank Christian.
Never change a winning team. Während die Titelkonkurrenten Marijan Griebel (33) mit Copilot Tobias Braun (28) sowie Julius Tannert (32) mit Copilot Frank Christian (38) die diesjährige Meisterschaft mit dem neuen Škoda Fabia RS Rally2 bestreiten, gehen Philip Geipel (36) und seine Co-Pilotin Katrin Becker-Brugger (42) mit dem bewährten Škoda Fabia Rally2 Evo an den Start. Mit diesem Auto hatte das Duo den Meisterschaftstitel 2022 beim letzten Lauf buchstäblich in letzter Sekunde für sich entschieden. Dabei war Geipel erst wenige Jahre zuvor von Rundstreckenrennen zum Rallyesport gewechselt. „Wir wollen das bestmögliche Ergebnis holen, allen Paroli bieten und immer mal wieder Maßstäbe setzen. Dann schauen wir, was am Ende herauskommt“, gibt der Plauener als Devise für die laufende Saison aus. Auch in Sachen Team bleibt alles beim Alten. „Wir fühlen uns bei Speedlife Motorsport einfach wohl. Die Mannschaft macht einen Topjob“, so der amtierende DRM-Champion, der hauptberuflich als Verkaufsberater im elterlichen Autohaus tätig ist.
Zwei Fabia-Generationen im direkten Vergleich
Ein Nachteil mit dem Fabia Rally2 Evo aus dem Vorjahr und nicht mit dem neuen Fabia RS Rally2 an den Start zu gehen, sieht Philip Geipel nicht. In der Rallyeweltmeisterschaft 2023 hat der Fabia Rally2 evo in diesem Jahr bei der Rallye Monte Carlo, der Schweden Rallye und der Kroatien Rallye sein Potenzial schon erneut unter Beweis gestellt. „Daher bin ich mal gespannt, wie es in der DRM im direkten Vergleich der beiden Fabia-Generationen sein wird.“ Für den Fabia RS Rally2 hat Škoda Motorsport einen neuen Motor entwickelt, Handling, Antriebsstrang, Elektronik und Aerodynamik überarbeitet sowie die Sicherheit für Fahrer und Beifahrer weiter verbessert. Der 1,6-Liter-Turbomotor des Allradlers leistet 214 kW (289 PS).
Neben Geipel sitzt auch 2023 die erfahrende Co-Pilotin Katrin Becker-Brugger aus der Pfalz im Cockpit. Für die Unternehmensberaterin ist „Rallyefahren wie eine Sucht“. „Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass sich Philip voll und ganz auf sein Auto und die Strecke konzentrieren kann, und ihm auf den Sonderprüfungen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Hinweise zu geben. Beifahrer dürfen ebenso wie der Fahrer keine Fehler machen“, erläutert sie. Ihrer Meinung nach wird die Funktion des Co-Piloten beziehungsweise der Co-Pilotin im Rallyeauto oft unterschätzt. Und wie fühlt sie sich in einem Sport, der noch immer von Männern dominiert wird? „Viele trauen einer Frau mit blonden Haaren und lackierten Fingernägeln einfach nicht zu, dass sie ein Rad wechseln kann. Aber die Jungs können sicher sein: Wenn es drauf ankommt, wechsle ich das Rad ebenso schnell wie sie“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger neben dem Fabia RS Rally2 evo.
Noch eine Rechnung offen
Marijan Griebel und sein Beifahrer Tobias Braun haben mit dem Erfolgsduo Geipel/Becker-Brugger noch eine Rechnung offen, auch wenn sie dies nie so formulieren würden. Nach dem Herzschlagfinale bei der Drei-Städte-Rallye schubsten Philip und Katrin sie mit nur 0,5 Sekunden und einem Punkt Vorsprung im vergangenen Jahr vom fast schon sicher geglaubten Meisterschaftsthron. „Das ist Geschichte“, sagt Marijan. „Unser Ziel für diese Saison ist klar: Wir wollen den Titel holen.“ Dann wäre der Polizei-Oberkommissar aus dem rheinland-pfälzischen Hahnweiler zum dritten Mal Deutscher Rallyechampion. Die Karten sind neu gemischt. Der Vizemeister und sein Beifahrer haben nicht nur die Marke, sondern auch das Team gewechselt. Eingesetzt wird ihr Fabia RS Rally2 von Pole Promotion in Bückeburg. Chef Dennis Rostek, selbst erfolgreicher Rallyefahrer, freut sich auf die Saison: „Mit Marijan Griebel haben wir einen der besten deutschen Rallyepiloten im Aufgebot.“
Beifahrer Tobias Braun zählt ebenso wie Katrin Becker-Brugger zu den Routiniers auf dem Beifahrersitz: Mit Dennis Rosteck hatte der Automobilkaufmann 2018 den deutschen Meistertitel beim ADAC Rallye Masters in der Division 2 sowie die deutsche Meisterschaft im DMSB-Rallye Cup gewonnen. 2019 holte Braun mit Fabian Kreim dann Titel in der DRM, damals in einem Škoda Fabia R5. Diesen Erfolg würde er mit Marijan in diesem Jahr gern wiederholen.
Das Duo Griebel/Braun im Fabia RS Rally2 bei der ADAC Rallye Erzgebirge.
Tannert/Christian gewinnen Auftakt im Erzgebirge
Wenn zwei sich streiten, freut sich manchmal der Dritte. So war es jedenfalls beim Saisonauftakt zur diesjährigen Deutschen Rallyemeisterschaft im Erzgebirge. Dort feierten Julius Tannert und Beifahrer Frank Christian mit ihrem vom Eurosol Racing Team Hungary eingesetzten Fabia RS Rally2 einen souveränen Sieg vor ihren Markenkollegen Griebel/Braun und Geipel/Becker-Brugger. „Es ist unglaublich. Als kleiner Junge habe ich hier den Prüfungen zugeschaut, und jetzt sitze ich selber im Auto und gewinne meine Heimatrallye. Und das vor diesen vielen begeisterten Zuschauern“, jubelte der selbstständige Veranstaltungsmanager und Fahrsicherheitsinstruktor aus Zwickau nach seinem Erfolg.
Voll des Lobes war Tannert nach seinem Heimsieg auch für Frank Christian, der in diesem Jahr erneut neben ihm im Cockpit sitzt und nicht nur den Streckenaufschrieb vorliest. „Mit Frank habe ich einen sehr erfahrenen Mentor und Beifahrer an meiner Seite“, schwärmt der Sachse. Christian, im Hauptberuf Projektmanager bei Pole Position, zählt zu den Dienstältesten und Erfahrensten im nationalen und internationalen Rallyesport: Nach der Vize-Europameisterschaft 2014 zusammen mit dem früheren Skoda Auto Deutschland-Pilot Sepp Wiegand sowie dem Vizetitel in der DRM 2015 an der Seite von Fabian Kreim sicherte sich das mehrjährige Škoda AUTO Deutschland-Duo Kreim/ Christian 2016 und 2017 die Deutsche Rallyemeisterschaft. 2016 gewannen die beiden außerdem den FIA Pacific Cup. In der Rallyeszene zählt der Oberhausener zu den souveränen und verlässlichen Größen, die so schnell nichts aus der Ruhe bringt.
Julius Tannert und Co-Pilot Frank Christian manövrieren den Fabia RS Rally2 gekonnt durch nasse Kurven - ADAC Rallye Erzgebirge
Abgerechnet wird zum Schluss
Noch vier Mal werden die Rallyeprofis aufeinandertreffen und um den Titel des Champions 2023 kämpfen. Trotz des Dreifach-Erfolgs für Škoda bei der Rallye Erzgebirge betont Andreas Leue, Referent Tradition und Projekte von Škoda Auto Deutschland: „Der zehnte Titel für einen Skoda Piloten wird kein Selbstläufer, die Konkurrenz in der Topklasse Rally2 ist in diesem Jahr so hart wie schon lange nicht mehr. Wir haben mit Philip Geipel, Marijan Griebel und Julius Tannert drei heiße Eisen im Feuer, von denen jeder das Zeug hat, die DRM 2023 zu gewinnen.“