Geheimnisse aus dem Motorsport: Schneller dank Datenanalyse

Geheimnisse aus dem Motorsport: Schneller dank Datenanalyse

Im Rallye-Sport kommt es auf Kleinigkeiten an. Sekundenbruchteile entscheiden über den Sieg. Die Datenanalyse gibt wertvolle Einblicke und kann helfen, dass die Besatzung das Maximum aus dem Auto rausholt und in den entscheidenden Momenten die Nase vorn hat.

27. 2. 2025 Lifestyle Motorsport

Neben Erfahrung erfordert das Fahren am absoluten Limit eine gründliche Datenanalyse, die vom Auto in Echtzeit aufgezeichnet wird. Die Renningenieurinnen und -ingenieure unterstützen bei der Interpretation dieser Daten. Das Team von Škoda Motorsport hat in seiner langen Geschichte der Zusammenarbeit mit Fahrerinnen und Fahrern verschiedener Stilrichtungen einen großen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet gesammelt.

Geheimnisse aus dem Motorsport: Schneller dank Datenanalyse

„Nach dem ersten Durchlauf einer Wertungsprüfung oder einer Teststrecke wissen wir schnell, wo der Fahrer am meisten Zeit verliert. Durch die Kombination von Daten mit Dashcam-Aufnahmen können wir genau die Stellen zeigen, die den Zeitverlust verursachen oder wo das Potenzial des Autos besser genutzt werden kann“, sagt Yannick Willocx, Renningenieur bei Škoda Motorsport.

Tests bieten größeres Potenzial

Bei Rallyes hat das Ingenieursteam nur einen begrenzten Einblick in die Leistung des Autos und das Fahrverhalten. Daten können während einer Etappe nicht live überwacht werden. Sie werden analysiert, sobald das Auto in den Service Park zurückkehrt. Die Anzahl der Sensoren, mit denen ein Rallye-Auto ausgestattet werden darf, ist streng geregelt: „Während einer Rallye haben wir Zugriff auf die Daten von 37 Sensoren und 15 Aktuatoren“, erläutert Willocx.

Tests geben einen viel detaillierteren Einblick in das Potenzial des Autos und des Fahrers. Da die üblichen Beschränkungen für Sensoren und Datenübertragung nicht gelten, können Dutzende zusätzlicher Sensoren angebracht werden, und die Renningenieurinnen und -ingenieure können die Daten fast live und in Echtzeit überwachen. „Wir haben dann Zugang zu bis zu 75 zusätzlichen Sensoren“, erläutert Willocx.

Während der Tests verfolgen die Ingenieurinnen und Ingenieure selbst die kleinsten Details. Zu den Standarddaten gehören Gaspedaldruck, Bremstechnik und Lenkeingaben sowie Motor-, Getriebe- und andere elektronische Parameter. Zusätzliche Sensoren ermöglichen noch tiefere Einblicke, etwa in die Bewegungen der Aufhängung und die Leistung des Bremssystems. So kann genau beobachtet werden, wie das Auto auf die Eingaben des Fahrers reagiert und wie dieser auf ein bestimmtes Verhalten des Autos reagiert.

Daten offenbaren Details

Anhand der Daten kann auch beurteilt werden, ob die Kühlung richtig funktioniert oder wie effizient der Motor den Kraftstoff verbraucht. Noch wichtiger sind die Analysen des Fahrers: wie schnell wird das Gaspedal betätigt, wie wird gebremst und wie in die Kurve gefahren. Das Ingenieursteam kann auch sehen, wie häufig die Handbremse betätigt wird, wie der Umgang mit dem sequenziellen Getriebe ist und ob Motor- und Bremspotenzial des Fahrzeugs voll ausgeschöpft werden.

Geheimnisse aus dem Motorsport: Schneller dank Datenanalyse

Mit diesen Informationen können maßgeschneiderte Ratschläge erarbeitet werden. Die Bremsanalyse kann aufzeigen, ob zu früh oder zu spät gebremst wird. „Wir können anhand der Daten erkennen, ob ein Fahrer zum richtigen Zeitpunkt für die verfügbare Bodenhaftung bremst“, sagt Willocx. Für jüngere oder weniger erfahrene Fahrer ist dieses Feedback von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, den Fahrstil zu verbessern, an die Grenzen zu gehen und die Fähigkeiten des Autos zu verstehen.

Robert Virves, der in seiner zweiten Saison mit dem Škoda Fabia RS Rally2 antritt, kann das bestätigen: „Das Beste an der Zusammenarbeit ist, dass die Ingenieure Dinge sehen, die ich einfach nicht bemerke. Sie wissen sofort, was ich besser machen kann. Bei den vergangenen Tests haben wir uns zum Beispiel auf das Bremsen auf verschiedenen Oberflächen konzentriert. Nachdem ich mir die Daten angesehen und mit den Ingenieuren besprochen hatte, sah ich sofort, wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt.“

Der 24-jährige Este berichtet auch von einer besonderen Lernerfahrung aus einem kürzlich durchgeführten Test: „Der Vergleich meiner Daten mit denen anderer Fahrer half mir zu erkennen, dass ich in bestimmten Situationen unnötige Eingaben mache. Ich gab dem Auto einfach zu viele Befehle. Dann habe ich meinen Fahrstil beruhigt, und das hat einen Unterschied gemacht. Daten und Ingenieure sind ein unverzichtbares Instrument für die Feinabstimmung, selbst bei kleinsten Aspekten der Fahrtechnik. So ist es viel einfacher, Fortschritte zu erzielen.“

Geheimnisse aus dem Motorsport: Schneller dank Datenanalyse

Renningenieure können anhand der Daten verschiedene Fahrstile unterscheiden und wissen, dass es nicht nur eine Formel für Geschwindigkeit gibt. Einige Fahrer bevorzugen eine sanfte und kontrollierte Herangehensweise, während andere aggressiver sind und scharf attackieren. Jeder Fahrer ist einzigartig, aber einige stechen sogar in den Zahlen hervor. Einer davon ist Sébastien Loeb, der bei der Azoren-Rallye 2023 einen Škoda Fabia RS Rally2 fuhr.

„Er benutzt das Gas- und Bremspedal anders als alles, was wir bisher in den Daten gesehen haben. Durch einen sehr leichten Druck auf das Bremspedal blockiert er nie die Räder, was es ihm paradoxerweise ermöglicht, später zu bremsen als andere Fahrer, die einen aggressiveren Ansatz wählen“, sagt Willocx. Offenbar zeigt sich gerade hier das besondere Können des neunmaligen Rallye-Weltmeisters.

Der Škoda 130 RS wird Fünfzig

Telemetrie

Per Definition ist Telemetrie die Technologie, die eine Fernmessung und Datenübertragung ermöglicht. Im Rallye-Sport ist die Live-Telemetrie bei Veranstaltungen verboten. Stattdessen sammeln die Fahrzeuge während der Etappen Daten, die gespeichert werden. Die Ingenieure analysieren sie im Service Park und geben ihr Feedback für Anpassungen weiter.

Tests bieten mehr Möglichkeiten für Verbesserungen. Da Live-Telemetrie hier erlaubt ist, können die Ingenieure auf einen umfangreicheren Datensatz zugreifen, der Vergleiche zwischen verschiedenen Fahrstilen ermöglicht und die Leistung von Auto und Fahrer optimiert.

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