Jan Kopecký: Mr. FABIA
Kein Fahrer weltweit hat so viel Erfahrung mit den Wettbewerbsversionen des ŠKODA FABIA wie der tschechische Rallye-Pilot Jan Kopecký. Wie beurteilt er die Generationen von WRC über S2000 bis zur kommenden RS Rally2?
FABIA WRC: Eine schwierige Schönheit
Zunächst muss ich den OCTAVIA WRC erwähnen: mein erstes Auto in meiner Anfangszeit bei ŠKODA Motorsport. Zu Beginn fand ich ihn noch ein bisschen schwerfällig, aber die späteren Versionen waren bereits gut abgestimmt, und auch die Zuverlässigkeit stimmte. Dann kam der FABIA. Er ließ sich wesentlich präziser fahren, weil er nicht die langen vorderen und hinteren Überhänge wie der OCTAVIA hatte. Der Motor war toll, er bot viel Leistung und Drehmoment im unteren Drehzahlbereich. Ich erinnere mich daran, dass er herrlich um die Kurven flog. Mit dem richtigen Setup funktionierte das hervorragend, vor allem auf Asphalt. Das Fahrzeug folgte präzise jedem Lenkradeinschlag. 2004 haben wir die Barum-Rallye vor dem Focus WRC mit fast vier Minuten Vorsprung gewonnen. Das war genial. Der FABIA WRC hatte richtig Power, leider war er nicht besonders zuverlässig.
Ich erinnere mich gerne daran, wie wir den FABIA WRC nach Ende seiner Karriere im Werksteam hier bei uns weiter einsetzten. Mithilfe des Werks konnten wir die Zuverlässigkeit des Autos stark verbessern. Wir haben die bis dahin langsame Hydraulik der aktiven Differenziale in den Griff bekommen. An beiden Achsen haben wir konstante Drücke verwendet und lediglich das Mittendifferenzial aktiv gelassen. Am Ende sind wir vorne und hinten mechanische Differenziale gefahren. In meinen Händen ist der FABIA WRC zum Leben erwacht und wir erzielten die besten Ergebnisse in der Weltmeisterschaft. 2006 belegten wir in Spanien den fünften Gesamtrang. 2007 hat sich Carlos Sainz das Auto für die Rallye in Madrid ausgeliehen und er hat sich kein einziges Mal über das Fahrwerk beschwert. Nach dem FABIA WRC hat sich der allgemeine Entwicklungsansatz von ŠKODA Motorsport stark verändert, was die Basis für spätere Erfolge war.
Der FABIA S2000: ein echter Rennwagen
Der FABIA S2000 war ein großer Sprung von einem leistungsstarken World Rally Car mit Turbomotor zu einem Auto mit Saugmotor, der seine maximale Leistung erst am oberen Ende des Drehzahlbereichs entfaltete. Der S2000 fuhr sich überragend, weil er sich auf dem Asphalt wie ein echtes Go-Kart verhielt. Um alles aus ihm rauszuholen, musstest du ihn richtig hart rannehmen – wenn das gelang, war es ein großartiges Gefühl. Schade, dass die FIA das Reglement damals nicht fortgeführt hat, denn der Motor hatte definitiv noch Potenzial für mehr Leistung. Ich erinnere mich gerne an den Klang des Autos, sowohl aus dem Ansaugtrakt als auch aus dem Auspuff. Der S2000 war definitiv der Wettbewerbs-FABIA mit dem besten Sound. Wenn jeder Zylinder eine eigene Drosselklappe gehabt hätte, wäre der Klang sogar noch eindrucksvoller gewesen.
Wichtig war, dass sich beim FABIA S2000 das gesamte Entwicklungsteam und seine Herangehensweise geändert hatten. Die Ingenieure konzentrierten sich stark auf die Zuverlässigkeit, was die späteren Werks- und Kundenerfolge ankurbelte. Hinzu kamen Top-Fahrwerksspezialisten, die das Auto unglaublich nach vorne brachten. Der FABIA war präzise, reagierte wunderbar und war sehr einfach zu fahren. Ich habe zum Beispiel gute Erinnerungen an die Barum-Rallye 2009, bei der sich die europäische Top-Konkurrenz in der IRC-Meisterschaft traf. Wir haben Kris Meeke um etwa eine Minute und Juho Hänninen um zwei Minuten geschlagen. Das war eine tolle Rallye.
FABIA Rally2: zuverlässig schnell
Interessanterweise war das Auto zu Beginn des R5-Programms, später Rally2, dem S2000 in der Geschwindigkeit ziemlich ähnlich. Doch der Zweiliter-Sauger war damals auf dem Höhepunkt der Entwicklung und der neue FABIA Rally2 stand erst am Anfang. Der letzte FABIA Rally2 evo wies enorme Fortschritte auf. Ließe man heute beide gegeneinander antreten, hätte der S2000 keine Chance. Der Fahrstil hat sich stark verändert. Der S2000 war ein reines Rennauto, dagegen wirkten die ersten R5/Rally2-Autos ein wenig schwerfällig. Hier zeigte sich das Ergebnis der ständigen Weiterentwicklung durch ŠKODA Motorsport: Die frühere Schwerfälligkeit ist völlig verschwunden. Auch beim Motor gibt es einen großen Unterschied. Das höhere Drehmoment des R5/Rally2 macht das Auto sehr leicht und einfach zu fahren. Im FABIA S2000 musste man viel schalten, um den Motor immer auf der richtigen Drehzahl zu halten. Der Rally2 ist in dieser Hinsicht sanfter und der größere nutzbare Drehzahlbereich hilft dir, falls du den falschen Gang erwischst und aus dem optimalen Drehmomentbereich fällst. Dann verfügt der Motor trotzdem über genügend Kraft. Das macht den FABIA Rally2 und Rally2 evo einfacher zu fahren, vor allem für Amateure. Das ist ohne Zweifel eines der stärksten Argumente für die Autos dieser Kategorie und der Grund, warum sie heute so weit verbreitet und bei den Crews so beliebt sind. Zudem lässt sich ein Rally2-Auto günstiger betreiben als ein S2000.
Der FABIA Rally2 ist eindeutig das einsteigerfreundlichste FABIA-Wettbewerbsfahrzeug – relativ komfortabel und nicht sehr knifflig zu fahren. Er ist einfach ein schönes Auto, mit dem ein Profi relativer schnell den Grenzbereich findet. Auf WM-Ebene musst du natürlich auch bis an die absoluten Grenzen gehen, aber das fällt leichter als beim S2000.
FABIA RS Rally2: mehr Geschwindigkeit und Stabilität
Das neue Auto hat einen entscheidenden Vorteil beim Fahrwerk. Mit längerem Radstand und einer breiteren Karosserie ist es sichtlich schneller und hat ein stabileres Fahrverhalten. Der neue Motor bietet den Vorteil, dass er bei niedrigen Drehzahlen mehr Drehmoment liefert. Ich bin gespannt, wie diese Kombination funktionieren wird, wenn das Auto das erste Mal richtig in Fahrt kommt. Bei ernsthaften Tests sah es sehr vielversprechend aus. Ich bin gespannt auf die Zeiten von Andreas Mikkelsen, der bei der diesjährigen Rallye Bohemia als Vorausfahrer an den Start geht.