AvD-Histo-Monte: fünf Škoda am Start – fünf Škoda im Ziel

AvD-Histo-Monte: fünf Škoda am Start – fünf Škoda im Ziel
7. 3. 2024 Lifestyle

Zur 24. AvD-Histo-Monte vom 6. bis 10. Februar 2024 machten sich auch fünf Škoda Teams auf die abenteuerliche Reise an die Côte d’Azur. Sturzregen, dichter Nebel, heftiger Sturm und Steine auf der Straße warfen sie nicht aus der Bahn. Alle fünf Teams erreichten wohlbehalten das Ziel. Vorjahressieger Jens Herkommer, Gesamtsieger von 2022 und dieses Jahr mit Mike Poppe als Navigator auf dem heißen Sitz rechts an Bord, landete mit dem Škoda 130 LR auf Platz drei.

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Ex-Rennfahrer Jochen Maas, Jens Herkommer, Mike Poppe, Ex-Rallyeweltmeister Walter Röhrl  

 

Anklang an die gute alte Zeit

Nur wenige Tage nach der berühmten Rallye Monte Carlo, dem alljährlichen Auftakt zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft, machten sich Anfang Februar 2024 auch hoch motivierte Oldtimer-Fans mit ihren automobilen Raritäten auf den Weg ins monegassische Fürstentum. Die AvD-Histo-Monte ist eine Reminiszenz an die „gute alte Zeit“ – als sich die großen Rallye-Stars mit ihren Boliden von unterschiedlichen europäischen Startorten in Sternfahrt über die verschneiten Pässe der Ardèche und Alpes-Maritimes bis zur Côte d’Azur durchkämpften.

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Team Jens & Andrea Vogt Škoda Rapid.

Manche verzweifelten auf ihrer verwegenen Fahrt, andere erlangten mit ihren Siegen den Status von „Monte“-Ikonen. So etwa Walter Röhrl, der die Rallye Monte Carlo vier Mal gewann. Dieses Jahr sorgte er am Steuer des legendären Audi Sport Quattro S1 E2 am letzten Tag der AvD-Histo-Monte für Jubel im Publikum. Schon von Beginn an dabei waren fünf beherzte Škoda Teams, die bei widrigsten Wetterbedingungen allesamt das Ziel erreichten. Was für ein Erfolg!

Monte-Ikone seit mehr als 100 Jahren

Seit vielen Jahren ist Škoda ein wichtiger Teil der „Königin der Rallyes“. Zu den größten Triumphen in Monaco zählen der Hattrick des Octavia TS Anfang der 1960er Jahre und die vier aufeinanderfolgenden Klassensiege von Pavel Sibera und Petr Gross zwischen 1991 und 1994 im Skoda Favorit 136 L. Viele weitere Klassensiege, darunter zahlreiche Doppelerfolge, machten Škoda zur erfolgreichen Monte-Ikone. Kein Wunder, dass die Marke ihre sportlich-luxuriösen Modellvarianten mit dem Beinamen „Monte Carlo“ schmückt.

Im Jahr 1912 war zum ersten Mal ein Auto aus Mlada Boleslav bei der Rallye Monte Carlo gestartet, damals noch unter dem Markennamen  der Firmengründer Laurin & Clement. Bei der zweiten Ausgabe der „Monte“ hatte sich Alexander ‚Sascha‘ Graf Kolowrat-Krakowsky von Wien aus auf die 1.319 Kilometer lange Reise ins Fürstentum gemacht. Bei Temperaturen von bis zu minus 18 Grad trug der gräfliche Tausendsassa einen dicken Pelz in seinem offenen Laurin & Klement, um den eisigen Bedingungen die Stirn zu bieten.

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Im Škoda Skoda 110 R unterwegs auf schmalen Serpentinen durch die Seealpen.

 

Friesennerz statt Winterpelz

Von eisigen Bedingungen war die diesjährige AvD-Histo Monte weit entfernt. Statt Pelze gegen Kälte waren Friesennerze gegen Regen angesagt. Selbst in Mouthe, dem historisch kältesten Ort Frankreichs, zeigte das Thermometer plus zwölf Grad. Die Winterrallye drohte im Regen zu ertrinken. Es schüttete ohne Pause. Über der Blumenstadt Grasse hing dichter Nebel. Über die Straßen flossen Sturzbäche.

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Regen auf der Strecke.

 

Die schroffen Berge der Seealpen hatten angesichts des anthrazitfarbenen Himmels nichts von ihrer Wildheit verloren – ganz im Gegenteil. Auch die Škoda Teams staunten in ihren 130 LR, 130 Rapid, 110 R,  Octavia TS und Favorit 136 L nicht nur über senkrechte Felswände, tiefe Schluchten, schmalste Straßen und flache Mäuerchen. Sondern genauso über braune Wassermassen, die sich durchs Vartal und das Tal der Vesubie wälzten.

Felsbrocken plättet Walter Röhrls Reifen

Ein besonderer Gast der diesjährigen AvD-Histo-Monte war Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl. Er fuhr am Schlusstag in seinem Original Audi Sport Quattro S1 E2 mit und blieb von den Folgen des Wetters ebenfalls nicht verschont: Ein vom Dauerregen auf die Straße geschwemmter Felsbrocken beschädigte die beiden rechten Reifen seines Quattro. Zum Glück erreichte das Service-Team rasch den Pannenort und wechselte die Räder. Zuvor war an derselben Stelle der Mercedes von Michael Becker und Johannes Burger gestrandet. Wenige Kilometer unterhalb schied der Gruppe-A-Lancia Delta Integrale von Karsten Helber und Timo Donati mit einem Frontschaden aus.

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Rallyelegende Walter Röhrl (rechts) mit seinem Original Audi Sport Quattro S1 E2 und AvD-Histo-Monte-Organisator Peter Göbel  

All das konnte die gute Stimmung unter den Teilnehmern jedoch nicht trüben. „Das hier ist mal richtig Rallyefahren“, schwärmte einer der Abenteurer. Und „schau, da vorn wird‘s schon heller“ war wohl der am häufigsten ausgesprochene Motivationssatz. Trotz Regens und Plattfüßen fühlte sich auch Walter Röhrl in seinem historischen Rallye-Monster pudelwohl. „Ich musste nicht einmal nachdenken, wo welche Schalter sind. Das ist schon ein komisches Gefühl nach so vielen Jahren. Da steigst du ein und weißt sofort wieder alles“, resümiert der zweifache Rallyeweltmeister aus Regensburg.

 

Škoda erringt Platz drei bei AvD-Histo Monte

Vorjahressieger Jens Herkommer freute sich zusammen mit seinem diesjährigen Copiloten Mike Poppe, ihren 130 LR auf dem 1.607 Meter hohen Col de Turini zumindest durch etwas Restschnee manövrieren zu können. Zum Sieg reichte es dieses Mal nicht ganz. Mit Platz drei war das Duo aus Sachsen aber hoch zufrieden. Schließlich lagen zwischen den Top-Drei der 24. AvD-Histo-Monte nur wenige Punkte. „Mal gelingt der Trip perfekt, mal eben nicht“, zieht Herkommer nach dem Zieleinlauf im stürmischen Monaco Bilanz. Seit Jahren schlägt das Herz des KFZ-Meisters aus dem Erzgebirge für Oldtimer von Škoda, von denen er so gut wie jede Schraube kennt.

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Jens Herkommer im Skoda 130 LR, Gesamtsieger von 2022, gab vom Start weg in Rothenburg ob der Tauber alles

 

Der Škoda 130 LR, mit dem er die 24. Histo-Monte bestritt, war mit seinem Heckmotor und Hinterradantrieb angesichts der zeitgenössischen Verhältnisse in den 1980er Jahren recht unkonventionell. Dennoch sorgte das Fahrzeug bei internationalen Rallyes für Aufsehen. Die aus heutiger Sicht eher mäßige Motorleistung von 96 kW (130 PS) kompensierte der 130 LR durch sein geringes Leergewicht von nur 730 Kilogramm. Hauben und Türen waren aus Aluminium gefertigt. Die Seitenscheiben und später auch die Heckscheibe bestanden aus Macrolon-Plexiglas.

Octavia TS in sportlicher Tradition

Der Schweizer Christian Rose und sein Beifahrer Michael Giesinger aus Österreich bestritten die AvD-Histo-Monte mit ihrem Škoda Octavia TS und erreichten als Achtundzwanzigste glücklich das Ziel. Mit dem Octavia Touring Sport (TS) hatte Škoda Anfang der 1960er Jahre seine sportliche Tradition fortgesetzt. Das Fahrzeug gab es in zwei Leistungsvarianten, die stärkere arbeitete mit zwei Fallstromvergasern. Später erhielt das Einliter-Aggregat ein neues Ansaugrohr und verdichtete dank Deflektoren an den Kolben im Verhältnis 8,4:1. Dadurch stieg die Leistung auf 37 kW (50 PS).

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Der Octavia TS vor verschneitem Hintergrund. 

 

Viele Rallyeteams setzten damals auf ein solides und zuverlässiges Modell wie den Octavia TS, um im Teilnehmerfeld bis ganz nach vorne zu fahren. 1961 holte das finnische Duo Esko Keinänen und Rainer Eklund mit ihrem Škoda den Klassensieg bei der Rallye Monte Carlo und belegte den sechsten Platz in der Gesamtwertung. Mit weiteren Klassensiegen in den darauffolgenden Jahren machte der Octavia TS den Hattrick perfekt.

Škoda Favorit – erster globaler Titel

Drei Jahrzehnte später, im Jahr 1994, dominierte der Škoda Favorit 136 L den Weltcup für Fahrzeuge mit Zweiradantrieb und bis zu zwei Liter Hubraum in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft. Direkt zum Auftakt gewann er die Rallye Monte Carlo – und das schon zum vierten Mal in Folge. Nach einer extrem erfolgreichen Saison sicherte sich Škoda mit dem Herstellertitel im FIA 2-Liter-Weltcup zum ersten Mal einen globalen Titel – und der Favorit beendete seine offizielle Rallye-Karriere in höchster Ehre. Die auto motor und sport Redakteure Jens Dralle und Jörn Thomas konnten bei der diesjährigen AvD-Histo-Monte im Skoda Favorit 136 L im wahrsten Sinn des Wortes selbst erfahren, was Sibera & Co. 30 Jahre zuvor mit diesem Auto leisteten.

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Der Favorit bei der Histo Monte 2024