Škoda Felicia – die Glückliche wird 30

Škoda Felicia – die Glückliche wird 30
5. 7. 2024 Modelle

Felicia – die Glückliche. Es könnte der Titel einer Romanze sein. Tatsächlich ist es der Name eines Automobils, das fast 1,4 Millionen Käuferinnen und Käufer glücklich gemacht hat, und dessen Geschichte vor genau 30 Jahren ihren märchenhaften Anfang nahm. Denn wann kommt es schon vor, dass ein Auto von einem Bürgermeister getauft wird? Geschehen ist es in Prag am 26. Oktober 1994.

Mit Moldauwasser getauft

Neun Tage zuvor war das erste Serienmodell des neuen Škoda Felicia im hochmodernen Werk am Stammsitz des Unternehmens in Mladá Boleslav vom Band gelaufen. Für die Weltpremiere des ersten Škoda Modells, das die Tschechen unter dem Dach des Volkswagen Konzerns entwickelt hatten, ließen die Verantwortlichen drei Felicia-Fließhecklimousinen in den tschechischen Nationalfarben lackieren und auf die berühmte Karlsbrücke stellen, wo sie der damalige Prager Oberbürgermeister Jan Koukal mit Moldauwasser taufte.

Škoda hatte die Modellbezeichnung sehr bewusst gewählt. Sie war eine Reminiszenz an das wunderschöne Felicia Cabriolet der späten 1950er und frühen 1960er Jahre. Außerdem bedeutet das lateinische Wort Felicia „die Glückliche“. Glück beschied die Glückliche auch der tschechischen Familie Ondráček, der Škoda eines der ersten Fahrzeuge zur Geburt ihrer Vierlinge schenkte. Die Babys hatten fast zeitgleich zur Fahrzeugtaufe das Licht der Welt erblickt.

Eine große Modellfamilie

Der Felicia war ein typischer Škoda. Ausgereifte Technik, viel Platz, gute Verarbeitungsqualität und ein modernes Design zeichneten den Nachfolger des Favorit aus. Hinzu kam das außergewöhnliche Preis-Leistungs-Verhältnis – Tugenden, für die Automobile von Škoda bis heute stehen. Produziert wurde der Kleinwagen, der auf den entsprechenden Börsen bereits als Youngtimer gehandelt wird, als Kurzheck, Combi, Pick-up, Vanplus und Fun. Aufgrund der großen Nachfrage lief der Felicia in den Folgejahren auch in den Škoda Werken in Vrchlabí und Kvasiny vom Band.

Die fünftürige Fließheckversion überragte den Favorit in der Länge um 40 und in der Breite um 15 Millimeter. Der Gepäckraum legte um 21 Liter zu. Dabei zeichnete sich die Karosserie durch eine deutlich höhere Verwindungssteifigkeit aus, die – im Zusammenspiel mit neuen Radträgern, einer verbesserten Vorderachsgeometrie und einem zusätzlichen Stabilisator für die Hinterräder – einen spürbar besseren Geräusch- und Federungskomfort ermöglichte. Insgesamt kamen im Felicia im Vergleich zum Vorgänger 1.187 neu entwickelte Fahrzeugkomponenten zum Einsatz.

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Moderne Motoren, zwei Airbags und ABS

Als Basistriebwerk diente ein Vierzylinder-Benziner mit 1.289 ccm Hubraum, der in den Leistungsvarianten 40 kW/54 PS und 50 kW/68 PS zur Verfügung stand. 1995 kamen der stärkere 1,6 MPI Motor mit 55 kW/75 PS sowie ein 1,9 Liter großer und 47 kW/64 PS starker Diesel hinzu.

Außergewöhnlich für die damalige Zeit: Škoda stattete seinen Kleinwagen als erstes Modell der Marke serienmäßig mit zwei Airbags und ABS aus. Außerdem verfügte der Felicia über Komfortfeatures wie Klimaanlage und elektrisch beheizte Vordersitze. 1985 bestätigte ein Crashtest des TÜV den hohen Sicherheitsstandard der Modellreihe. Auch Produktion und Montage des Felicia erfüllten strenge Qualitätskriterien, wie die Zertifizierung nach der ISO-Norm 9002 bewies. Als erstes Werk von Škoda entsprach die Motorenfertigung in Mladá Boleslav den hohen Anforderungen.

Viele gute Noten im ADAC-Test

In seinem Testbericht lobte der ADAC 1995 die geräumige Karosserie des Škoda Felicia, die vier vollwertigen Sitzplätze, die gute Rundumsicht, den sehr bequem zugänglichen Kofferraum im praktischen Format, die übersichtlichen Instrumente und die der Motorcharakteristik gut angepasste Abstufung des Getriebes. Im Kapitel Fahrkomfort hieß es: „Weder betont straff noch weich abgestimmtes Fahrwerk, ausgewogene Feder-/Dämpferabstimmung – Unebenheiten aller Größe werden tadellos vom Fahrwerk weggeschluckt. Bequeme Vordersitze und sehr entspannte Sitzposition des Fahrers.“

Das quietschgelbe Spaßmobil

Für Aufsehen sorgte Škoda mit dem Felicia Fun, der im März 1995 auf dem Auto-Salon Genf seine Weltpremiere feierte. Die Auto Zeitung würdigte das „quietschgelbe Spaßmobil“ seinerzeit als Aushängeschild der Felicia-Modellpalette. Mit dem unkonventionellen Pritschenwagen habe Škoda zugleich den Grundstein für das identitätsstiftende Selbstverständnis Simply Clever gelegt. „Denn neben seinem schrillen Auftritt ist der kleine Pick-up vor allem für seine mobile Trennwand bekannt, durch die sich der Zwei- im Handumdrehen zum Viersitzer erweitern lässt“, schrieb das Fachmagazin damals. Heute sind die gelben Tschechen begehrte Sammlerstücke.

Als Hommage an das 100. Jubiläum der Unternehmensgründung präsentierte die tschechische Marke 1995 den Felicia Laurin & Klement. Die Luxusedition verfügte über eine Vollausstattung mit Ausstelldach, Ledersitzen mit Sitzheizung und elektrischen Fensterhebern. Weitere attraktive Sondermodelle wie der Felicia Atlanta anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1996 folgten.

IMG17819_300dpi_PM3406_20240627_27031d22Škoda Felicia Fun

Erfolgreich auch im Motorsport

Seine Vielseitigkeit stellte der Škoda Felicia auch im Motorsport unter Beweis. Zwischen 1995 und 1997 ging eine entsprechende Kit-Car-Version in der Rallye-Weltmeisterschaft an den Start und erkämpfte sich gleich in der ersten Saison den dritten Platz in ihrer Klasse. 1996 fuhren die Schweden Stiq Blomqvist/Benny Melander bei der englischen RAC Rallye auf Platz drei der Gesamtwertung und gewannen die Kit-Car-Klasse bis 2,0 Liter Hubraum. 1997 belegte Škoda in der Weltmeisterschaft mit dem Felicia den zweiten Platz in seiner Klasse. Danach führten das neue Octavia Kit Car und ab der Saison 1999 das World Rally Car Octavia WRC die Erfolgsgeschichte des Felicia Kit Car in der Rallye-WM fort.

IMG19311_300dpi_PM3851_20240627_b223635a Škoda Felicia Kit Car

Im Februar 1998 erfolgte eine gründliche Überarbeitung des Felicia. Škoda passte die Formgebung des Modells an das neue Design der Marke an, welche zwei Jahre zuvor mit dem Octavia eingeführt worden war. Im Juni 2001 endete die Karriere des Škoda Felicia nach 1.401.489 produzierten Exemplaren. Sein Nachfolger ist der bis heute erfolgreiche Fabia.