Automobile Geschichte
1905-1911: Laurin & Klement LW, Dreiräder für Tschechen und Mexikaner
Im dichten Stadtverkehr sind leichte und wendige motorisierte Dreiräder ideal für Liefer- und Postdienste. Das galt schon vor 120 Jahren. Zwischen 1905 und 1911 wurden in Mladá Boleslav Dreiräder aus Teilen der erfolgreichen Motorräder des Unternehmens hergestellt. Der Fahrer saß hinten und blickte über die Köpfe von zwei Passagieren oder einen überdachten Laderaum für bis zu 200 kg Fracht. Der Laurin & Klement LW war besonders erfolgreich. Laurin & Klement-Seitenwagen und -Dreiräder wurden von Postangestellten für den Posttransport eingesetzt, zunächst in Wien, dann in Budapest und Prag. 1908 ging eine Kleinserie nach Mexiko, wie seltene zeitgenössische Fotografien zeigen. Tatsächlich wurden neben den Dreirädern auch Motorräder aus Mladá Boleslav vom „Servicio postal” eingesetzt.
1908-1909: Wendige Straßenbahnbusse von Laurin & Klement E „Montenegro“
1907 veröffentlichte das Fürstentum Montenegro eine Ausschreibung für Fahrzeuge zur Beförderung von Post und Passagieren auf mehreren Buslinien. Die Firma Laurin & Klement gewann die Ausschreibung und der Vertrag wurde im Juli 1908 unterzeichnet. Bei seinem Besuch in Montenegro stellte Geschäftsführer Václav Klement jedoch fest, dass die engen Straßen mit unzähligen Kurven, die oft einen kleinen Radius hatten, und die bergige Beschaffenheit des Geländes Fahrzeuge mit einer speziellen Konstruktion erforderten – sie mussten kürzer sein und einen schmaleren Radstand haben. Zwischen Juni und November 1908 wurden sechs fünfsitzige „Omnibusse“, wie Busse damals genannt wurden, sowie zwei Kastenwagen und ein E-Wagen mit der Bezeichnung „Černá Hora“ (der tschechische Name für Montenegro) gebaut. Die „Sommervariante“ des Busses war mit zwei Längsbänken für jeweils fünf sitzende Passagiere ausgestattet, sodass die Gesamtkapazität des knapp vier Meter langen Fahrzeugs auf zwölf Personen stieg.
1935: Zeitlos, elegant und stromlinienförmig: Škoda 935 Dynamic
Der Prototyp der Škoda 935 Dynamic Limousine (1935) war eines der auffälligsten „stromlinienförmigen“ Autos, die je in Europa und weltweit hergestellt wurden. Auch seine anderen technischen Merkmale wie der flüssigkeitsgekühlte Vierzylinder-Boxermotor mit zwei Litern Hubraum – d. h. ein Motor mit gegenüberliegenden Kolben (wie bei Boxern) – waren bemerkenswert. Er leistete 55 PS (40 kW) und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Außerdem war er lang: Sein Radstand betrug 3.200 mm. Obwohl nur zwei Prototypen des Škoda 935 Dynamic gebaut wurden, war das Know-how nicht umsonst. Neben einer Reihe von Škoda Sportwagen wurden aerodynamische Karosserien bald in der Serienproduktion eingesetzt. Von 1939 bis 1941 wurden mehr als hundert Rapid 1500 OHV „Motorway“-Autos gebaut, die für die damals gerade entstehenden Schnellstraßen entwickelt wurden.
1947-1948: Technologisches Brainstorming – Škoda 950 „Taub“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Alex Taub, ein amerikanischer Experte für die Organisation der modernen Automobilindustrie, nach Mladá Boleslav eingeladen. Das Ergebnis seines Besuchs war ein umfassender Bericht vom 30. September 1947, der eine Reihe konkreter Vorschläge enthielt. Einer von Taubs Vorschlägen war, dass anstelle des Škoda 1101 „Tudor“ ein völlig neues Auto mit einem 1,2-Liter-Vierzylindermotor hergestellt werden sollte: Der Motor des neuen Škoda sollte vor der angetriebenen Vorderachse platziert werden und das Auto sollte einen Rahmen haben, der auf einem Mittelträger gelagert ist, sowie eine Einzelradaufhängung aller Räder. Taub schlug für den geräumigen Viersitzer ein Gewichtslimit von nur 760 kg vor. In diesem Sinne wurden in Mladá Boleslav zwei Škoda 950-Prototypen mit Ganzmetallkarosserie gebaut. Die Bilder zeigen die ursprüngliche Idee der Schöpfer für das Modell.
1952: Pionier des Allradantriebs – Škoda 973 Babeta
Die Idee des Allradantriebs in Mladá Boleslav reicht bis zur zweiten Hälfte der 1930er-Jahre zurück. Damals entwickelte der tschechische Automobilhersteller den Prototyp des militärischen Spezialfahrzeugs 903, das auf dem Luxus-Pkw-Modell Škoda Superb basierte. Das Spezialfahrzeug hatte eine 6x4-Konfiguration, wobei die beiden Hinterachsen von insgesamt drei Achsen angetrieben wurden.
1952 unternahm Škoda mit dem Modell 973 den nächsten Schritt. Dieses spezielle Militärfahrzeug hatte eine 4x4-Konfiguration, die Geländegängigkeit wurde durch einen beachtlichen Böschungswinkel von 55° vorne und hinten verbessert und das Fahrzeug konnte eine Steigung von bis zu 85 % bewältigen. Das Fahrzeug blieb auch bei einer seitlichen Neigung von 47–58 % stabil, je nach Position des Fahrzeugs in Bezug auf den Hang und seine Ladung. Weitere bemerkenswerte Merkmale waren die Fähigkeit, durch Wasser bis zu einer Höhe von 600 mm zu fahren und Hindernisse von einem viertel Meter Höhe zu überwinden. Vom Škoda Typ 973 wurden nur etwa 30 Einheiten gebaut.