Der Motorradflüsterer

Auf der Bremen Classic Motorshow 2025 präsentierte Werner Ehlers seine Laurin & Klement Slavia B von 1901. Das historische Motorrad ist nur eines von vielen Sammlerobjekten, das die Familie in jahrelanger Arbeit restauriert hat und heute pflegt wie ein weiteres Familienmitglied.
26. 3. 2025 OldtimerWenn Werner Ehlers über historische Motorräder spricht, kommt er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „Bei diesem Anblick muss ich immer lächeln. Diese Optik ist etwas ganz Besonderes. Das ist der Anfang der Motorisierung. Da geht einem das Herz auf“, sagt der Sammler aus Leidenschaft.
Ehlers besitzt mehrere seltene Laurin & Klement Motorräder aus dem ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. „Wir haben ein kleines Museum. Dort stehen sie aufgereiht und trocken“, sagt der mittlerweile selbst schon 86-jährige Niedersachse. Oft ist er einfach nur so bei seinen Motorrädern und schaut sie an. „Das macht mir Spaß und bereitet mir große Freude.“
1895 gründeten Václav Klement (links) und Václav Laurin die Fahrradmanufaktur Laurin & Klement und legten damit den Grundstein für Škoda Auto.
Die Liebe zu historischen Motorrädern hat Ehlers von seinem Vater. Dieser vererbte ihm ein Motorrad aus den 1920er Jahren. Doch das war ihm noch zu jung. Maschinen aus der Pionierzeit sollten es für den Sammler sein. Über seine Frau, die aus Schlesien stammt, sowie einige Querverbindungen fand er vor rund 40 Jahren die Laurin & Klement Slavia B. in der damaligen Tschechoslowakei. Genauer gesagt in Rychnov nad Kněžnou.
„Das Motorrad war unrestauriert und musste von Grund auf neu aufgebaut werden“, erinnert sich Ehlers. Teile mussten beschafft oder hergestellt werden. Am Ende dauerte es fünf Jahre, bis er die Maschine wieder zum Leben erweckte. Die Glücksgefühle kann Ehlers kaum in Worte fassen: „So ein altes Motorrad hatten wir vorher noch nicht. Wir waren alle total begeistert und glücklich.“
Rundherum faszinierend
Motorsteuerung, Riemenantrieb, Schnüffelventil, Karbidlampe - Ehlers findet an jeder Ecke der Slavia B etwas Faszinierendes. Die Begeisterung ist hör- und spürbar. Die Technik aus einer komplett anderen Zeit interessiert ihn schon lange. „So sind wir auf diese älteren Motorräder gekommen. Das sind die Anfänge der Motorradgeschichte.“
Und auch die von Škoda. Zwar beginnt die lange und bewegte Tradition von Škoda Auto in Mladá Boleslav im Jahr 1895 mit dem Bau von Fahrrädern, doch schon bald folgten Motorräder. Die Produktion der Laurin & Klement Slavia B begann im Jahr 1899. Im November desselben Jahres debütierte das Motorrad auf der Fahrrad-Rennbahn in Prag-Bubny gemeinsam mit dem Typ A. Am 27. Juni 1901 wurde mit dem Start von Narcis Podsedniček beim internationalen Rennen von Paris nach Berlin ein neues Kapitel aufgeschlagen. Hier begann die Motorsportgeschichte von Škoda.


1901 fuhr Narcis Podsedníček beim Rennen Paris-Berlin auf einer Laurin & Klement Slavia B als Erster durchs Ziel, wurde aber nicht als Sieger gewertet, weil die Zeitkontrolle bei seiner Ankunft noch nicht eingerichtet war.
Die Laurin & Klement Slavia B hat einen luftgekühlten Ein-Zylinder-Viertaktmotor, der aus 240 cm³ Hubraum eine Leistung von 2 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h mobilisiert. Das Motorrad kommt ohne Getriebe aus, da der Motor das Hinterrad über einen flachen Lederriemen direkt antreibt. Bis 1904 stellte Laurin & Klement in Mladá Boleslav insgesamt 540 Exemplare der Slavia B her.
„Das ist ein magischer Moment“
Familie Ehlers besitzt noch weitere Motorräder von Laurin & Klement und fährt damit auch regelmäßig Oldtimer-Rallyes. „Diese Motorräder in Gang zu bringen und zu bewegen ist ein Abenteuer“, sagt Ehlers. „Man muss viele Hebel bedienen und kann nicht einfach drauflosfahren. Wenn sich das Fahrzeug in Bewegung setzt, ist das ein magischer Moment.“
Für die Zukunft ist gesorgt. Nicht nur Werner Ehlers‘ Sohn Arndt ist bereits seit Jahren motorradbegeistert, sondern auch dessen Kinder. Es ist eben ein Familienhobby.