Zwischen 1905 bis 1963 prägte Automobile aus Mladá Boleslav fast ausschließlich das technische Konzept eines längs eingebauten Frontmotors und Hinterradantrieb. 1964 brach die Stufenheck-Limousine ŠKODA 1000 MB mit dieser Konvention und läutete bei ŠKODA die Ära der Fahrzeuge mit Heckmotor und Heckantrieb ein. Konzeptionsbedingt schränkte das in den folgenden Jahrzehnten die Möglichkeit stark ein, den Kunden ein breiteres Spektrum an Karosserievarianten anzubieten. Der Staat als damaliger Eigentümer des Autoherstellers hatte wenig Budget zur Verfügung, um hier Anpassungen vorzunehmen, daher behielt man Heckmotor und Heckantrieb bis weit in die 1980er Jahre bei.
Doch schließlich ließ sich der Umstieg auf eine neue Fahrzeuggeneration nicht mehr aufschieben. Im Dezember 1982 beschloss die tschechoslowakische Regierung, innerhalb von fünf Jahren ein modernes Fahrzeug mit quer über den Vorderrädern verbautem Motor zu entwickeln und entsprechend seine Produktion vorzubereiten. Bei ŠKODA in Mladá Boleslav machte sich ein Team hochmotivierter Mitarbeiter rund um den Projektleiter Petr Hrdlička ans Werk und stellte – allen Hindernissen der damaligen Planwirtschaft zum Trotz – in kürzester Zeit ein Kompaktmodell auf die Räder, das den Vergleich mit Modellen der westlichen Konkurrenz nicht scheuen musste.
Für das Design des Fließheckmodells und weiterer davon abgeleiteter Karosserievarianten – von der Stufenheck-Limousine über einen Kombi bis hin zur Pick-up-Version – zeichnete das renommierte Studio Stile Bertone aus Turin verantwortlich. Die Konstruktion des neuen Fahrzeugs lag in den Händen der Experten von ŠKODA lag, allerdings griff das tschechische Unternehmen auch auf das Know-how ausländischer Spezialisten wie etwa Porsche zurück. Der Sportwagenhersteller unterstützte zum Beispiel bei der Motoraufhängung und der Vorderachsgeometrie und brachte seine Erfahrung auch bei der Optimierung der Fahrtgeräusche im Innenraum ein.
Schnell war klar: Der neue FAVORIT ist ein deutlicher Fortschritt, er weist den Weg in die Zukunft. Obwohl er um 40 Millimeter kürzer ausfiel als sein Vorgänger ŠKODA 120 bot er ein 85 Millimeter längeres Innenraummaß und damit die Platzverhältnisse eines vollwertigen Familienfahrzeugs. Für Kunden, die noch höhere Ansprüche an die Geräumigkeit im Interieur stellten, folgte später die Kombivariante FORMAN.
Große Aufmerksamkeit widmete das Entwicklerteam des FAVORIT auch den Tests mit dem neuen Modell. Sie fanden sowohl unter Laborbedingungen als auch in klimatisch extremen Regionen wie etwa den Höhenlagen der Alpen oder der sommerlichen Hitze der Riviera statt.
Den Antrieb des FAVORIT übernahm eine grundlegend überarbeitete Version des bekannten Aluminium-Motors mit obenliegenden OHV-Ventilen, der aus einem Hubraum von 1.289 Kubikzentimetern wahlweise 43 kW oder 46 kW schöpfte und auch bei Verbrauch und Emissionen dem neuesten Stand der Technik entsprach. Zugleich wurden auch die Geräuschentwicklung und die Standfestigkeit des Vierzylinders verbessert: So waren Laufleistungen von bis zu 250.000 Kilometern möglich, bevor eine Generalüberholung anstand.
Die offizielle Vorstellung des ŠKODA FAVORIT fand am 16. September 1987 statt. Er rollte zunächst im Werk Vrchlabí vom Band, im August 1988 lief auch die Serienfertigung in Mladá Boleslav an. In der Version 136 L (de Luxe) kostete er 84.600 CZK – das entsprach damals dem Gegenwert von 27,5 durchschnittlichen Monatsgehältern in Höhe von rund 3.070 Kronen.
Nach der Wende in der damaligen Tschechoslowakei und dem Übergang zur Marktwirtschaft nach der samtenen Revolution im November 1989 suchte ŠKODA nach einem starken strategischen Partner, der die Zukunft des Unternehmens unter den veränderten wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen langfristig garantieren könnte. Im Frühling 1991 wurde der tschechische Automobilhersteller als vierte Marke in den Volkswagen Konzern aufgenommen. Wenig später wurde der FAVORIT umfassend überarbeitet, das Hauptaugenmerk lag hierbei vor allem auf den Bereichen Qualität, Technik, Sicherheit und Design.
Die internationalen Erfolge des Fließheckmodells auch auf anspruchsvollen Märkten wurden von beeindruckenden Vorstellungen des FAVORIT im Motorsport flankiert. Die Rallye-Version 136 L/A gewann zwischen 1991 und 1994 gleich vier Mal ihre Klasse bei der Rallye Monte Carlo und sicherte sich 1994 den FIA Formel 2- Weltcup für zweiradgetriebene Rallye-Fahrzeuge mit zwei Liter Hubraum.
Zwischen August 1987 und September 1994 produzierte ŠKODA 783.167 Einheiten des FAVORIT. Zusammen mit dem Kombimodell FORMAN und den Nutzfahrzeug-Varianten inklusive des PICK-UP entstanden bis Mitte 1995 sogar insgesamt 1.077.126 Fahrzeuge. Im Herbst 1994 traten der ŠKODA FELICIA und der FELICIA COMBI schließlich die Nachfolge des FAVORIT an.