Fast ein halbes Jahrhundert lang hatte ŠKODA praktisch ohne Pause Fahrzeuge mit offener Karosserie im Angebot – vom ersten Automobil aus Mladá Boleslav, der L&K Voiturette A von 1905, bis zum Produktionsende des „Tudor“ genannten ŠKODA 1101/1102 im Jahr 1952. Dann begann eine kurze Episode ohne Cabriolet-Modelle, während der Mitarbeiter des Werkes Kvasiny allerdings in Eigeninitiative den ŠKODA 440 Export entwickelten, den sie im September 1956 auf dem Messegelände in Brünn vorstellten. Das Einzelstück basierte auf der zweitürigen Limousine 440 „Spartak“, dem Vorgänger der ersten OCTAVIA-Generation. Es lieferte den Anstoß für weitere Prototypen und eine sogenannte „Überprüfungsserie“ mit zehn Fahrzeugen, die im Jahr 1957 entstanden. Dann war es soweit: Im September 1958 präsentierte der tschechische Automobilhersteller die Serienversion des 450 Cabriolets und lieferte die ersten Exemplare nur wenig später an die ersten Kunden aus.
Anfang 1959 übernahm der FELICIA den Staffelstab, der sich für ŠKODA, ganz nach seinem aus dem Lateinischen hergeleiteten Namen, als echter Glücksfall erwies. Seine Ganzmetallkarosserie wurde von einem robusten Zentralrohrrahmen getragen und führte damit eine lange Tradition fort, die sich auch in den Einzelradaufhängungen für alle vier Räder widerspiegelte. An der Hinterachse kamen Querblattfedern zum Einsatz, vorne wurden Spiralfedern verbaut. Hinzu kamen moderne Teleskop-Stoßdämpfer. Der längs eingebaute Frontmotor trieb über ein Vierganggetriebe die Hinterräder an. Das erste FELICIA-Chassis entstand am 14. Januar 1959 in Mladá Boleslav. Seine Karosserie erhielt es im Werk Kvasiny, wo das Fahrzeug auch komplettiert wurde.
Als Antrieb diente ein 1,1 Liter großer Vierzylinder mit 50 PS (36,8 kW). Neben dem Standard-Faltdach bot ŠKODA ab August 1960 auch ein abnehmbares Hardtop aus glasfaserverstärktem Kunststoff an, für dessen Montage oder Demontage ein geübtes Team aus zwei Personen damals rund 20 Minuten brauchte. Im Interieur fanden sich neben den Sitzen für Fahrer und Beifahrer auch zwei kleinere Plätze im Fond.
Auf internationalen Automobil-Ausstellungen in Genf, Leipzig und New York sowie auf vielen weiteren Messen etwa in Südamerika oder Afrika erntete der anmutig gestaltete FELICIA sofort große Aufmerksamkeit. Im zweiten Produktionsjahr stieg die Jahresproduktion des FELICIA bis auf 4.210 Einheiten, davon gingen bereits zwei Drittel ins Ausland. Dort fanden sie auch prominente Besitzer – wie zum Beispiel den berühmten kanadischen Eishockeyspieler Maurice Richard, der in seiner Karriere mehr als 1.000 Tore erzielen konnte.
Im März 1961 stellte ŠKODA in Genf das Facelift des FELICIA vor, neben dem markanteren Kühlergrill fielen auch die erhöhten hinteren Kotflügel mit tropfenförmigen Leuchten auf. Der Deckel des Tankeinfüllstutzens ließ sich aus dem Fahrzeuginnenraum entriegeln und der Schalthebel des Vierganggetriebes wanderte von der Lenksäule auf den Mitteltunnel und begeisterte mit besonders kurzen Schaltwegen.
1962 ging dann der FELICIA SUPER an den Start. Sein neu entwickelter 1,2-Liter-Vierzylinder wurde von zwei Vergasern der tschechoslowakischen Marke Jikov beatmet und leistete 55 PS (40,4 kW) – genug für eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h, während der Verbrauch sich auf immer noch günstige 9,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer beschränkte. Zwischen 1959 und 1964 baute ŠKODA insgesamt 14.863 Einheiten des FELICIA und des FELICIA SUPER.
Der gelbe ŠKODA FELICIA, der an der Ausfahrt anlässlich des 125-jährigen Jubiläums von ŠKODA AUTO teilnimmt, stammt aus dem Jahr 1961.