Im Hauptquartier von ŠKODA Motorsport unweit von Mladá Boleslav in der Nähe von Prag arbeiten rund 100 Angestellte. Als im Februar die Zusammenarbeit mit dem Team von Oliver Solberg bei der Rallye Schweden begann, waren bereits umfangreiche logistische Vorbereitungen getroffen worden. Die Abgabe der Nennung – der offiziellen Anmeldung von Oliver Solberg, Beifahrer Aaron Johnston und dem ŠKODA FABIA Rally2 evo zum zweiten Lauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft 2020 – war bereits zum 14. Januar 2020 durch Oliver Solbergs Team erfolgt.
Nach dem sogenannten Rollout, der finalen Funktionsprüfung des ŠKODA FABIA Rally2 evo in Mladá Boleslav, setzte sich schließlich genau eine Woche vor der Rallye Schweden (13.02.–16.02.2020) der Konvoi von ŠKODA Motorsport in Bewegung. Er bestand aus einem 18 Meter langen Sattelzug, einem Kleintransporter-Gespann und einem Minibus mit dem Rallyeauto im Anhänger.
Komplette Werkstatt auf Rädern
Für die Rallye Schweden hatte der Sattelzug ein umfangreiches Ersatzteilpaket an Bord, bestehend aus technischen Komponenten wie Radaufhängungen, Getrieben, Differenzialen, Bremsen und Rädern sowie Karosserieteilen, etwa Stoßstangen, Hauben, Kotflügeln und Türen. Theoretisch könnten die Techniker von ŠKODA Motorsport mit den Komponenten aus der „rollenden Werkstatt“ zwei neue Rallyeautos aufbauen. Nahezu jedes benötigte Teil, das in der Servicezeit von 30 bis 45 Minuten je WM-Rallye gewechselt werden kann, ist im Ersatzteilvorrat enthalten. Lediglich der Wechsel des kompletten Motors ist laut Reglement nicht gestattet.
Der Sattelzug führt außerdem ein eigenes Stromaggregat, Wasser zum Reinigen des Rallyeautos, eine Drehbank, eine Schleifmaschine sowie eine Maschine zur Reifenmontage mit. Der ŠKODA Motorsport Kundenservice-LKW wurde auf Basis der Erfahrungen bei zahlreichen internationalen Rallyes aufgebaut und mithilfe maßgeschneiderter Lösungen optimiert.
Der Motor der Zugmaschine produziert aus einem Hubraum von 15,6 Litern eine Leistung von über 500 PS. Damit ist er zwar leistungsstärker als der ŠKODA FABIA Rally2 evo, dessen 1,6-Liter-Turbomotor 290 Pferdestärken mobilisiert, allerdings wiegt der Service-LKW mit 25.000 Kilogramm über 20 Mal mehr als das Rallyeauto, das laut Reglement ein Mindestgewicht von 1.230 Kilogramm aufweisen muss.
Mehr als 1000 Kilometer lange Anreise plus Fährpassage
Nach rund 750 Kilometern Fahrtstrecke hatte der kleine Konvoi von ŠKODA Motorsport den Fährhafen im norddeutschen Kiel erreicht, von wo aus es per Fähre über Nacht nach Göteborg in Schweden ging. Nach weiteren 320 Kilometern auf der Straße erreichten Sattelzug und Transporter das Rallyezentrum in Torsby. Vor der Abfahrt war außerdem auf der gesamten Route die Höhe von Brücken und Unterführungen überprüft worden, um den hohen Sattelzug problemlos ans Ziel zu bringen.
Am Sonntag (9. Februar) vor der Rallye Schweden testeten Oliver Solberg und Beifahrer Aaron Johnston den ŠKODA FABIA Rally2 evo noch einmal. Tags darauf wurde der Servicepark geöffnet und die Mitarbeiter von ŠKODA Motorsport errichteten zusammen mit ihren Kollegen von Oliver Solberg Racing den Servicebereich. Unter anderem ein Werkstattzelt sowie ein großzügiger Hospitality-Bereich bildeten bis zum Ende der Rallye am Sonntag den Arbeitsplatz für das gesamte Team. Sofort nach der Zielankunft am Sonntagnachmittag begann der Abbau, bevor der ŠKODA Konvoi die lange Rückreise zur Basis in Mladá Boleslav antrat.
Der Kalender 2020 der FIA Rallye-Weltmeisterschaft
Veranstaltung/Datum
Rallye Monte Carlo 23.01.–26.01.2020
Rallye Schweden 13.02.–16.02.2020
Rallye Mexiko 12.03.–15.03.2020
(Rallye Argentinien 23.04.–26.04.2020*)
Rallye Portugal 21.05.–24.05.2020 abgesagt*
(Rallye Italien 04.06.–07.06.2020*)
Rallye Kenia 16.07.–19.07.2020
Rallye Finnland 06.08.–09.08.2020
Rallye Neuseeland 03.09.–06.09.2020
Rallye Türkei 24.09.–27.09.2020
Rallye Deutschland 15.10.–18.10.2020
Rallye Großbritannien 29.10.–01.11.2020
Rallye Japan 19.11.–22.11.2020
*Veranstaltungen aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus verschoben