Hidden Champions bei Škoda – die Messtechniker

Hidden Champions bei Škoda – die Messtechniker
10. 3. 2024 Unternehmen

Sie stehen nicht im Rampenlicht. Ihre Namen sind der Öffentlichkeit kaum bekannt. Journalisten bitten sie nicht um Interviews. Dennoch sind sie mit ihrer Expertise maßgeblich für eine erfolgreiche Automobilentwicklung und –produktion – auch bei Škoda. Die Rede ist von den sogenannten „Hidden Champions“. Ihnen widmen wir im Storyboard eine ganze Artikel-Serie, mit der wir über ihre wichtige Arbeit hinter den Kulissen berichten. Teil eins führt uns ins Messzentrum von Škoda Auto.

Jedes Bauteil, jedes Detail, jede Verbindung - die Messtechnik misst Autos bis ins kleinste Detail.

 

Maße für alle Lebensbereiche

Kilogramm, Meter, Liter, Bar und Watt: Maße begleiten uns jeden Tag – im Supermarkt, an der Tankstelle oder bei der Auswahl von Elektrogeräten. In der Metrologie, einem Teilgebiet der Physik, arbeiten Forscher daran, das Messen zu vereinheitlichen und die richtige Anwendung von Maßen, Messgeräten und Messverfahren zu sichern. Auch in der Automobilindustrie spielt die Messtechnik eine wichtige Rolle. Sie ist integraler Bestandteil des Entwicklungs- und Produktionsprozesses. Mit ihr stellen die Spezialisten sicher, dass Automobile nicht nur durch ihr Design bestechen, sondern auch perfekt und sicher funktionieren.

Ondřej Košťák ist Experte für Metrologie und Koordinator des Messzentrums von Škoda Auto im tschechischen Mladá Boleslav. Sein Team ist an die Abteilung Qualitätskontrolle in der Komponentenfertigung angeschlossen. Mit topmodernen Messverfahren garantieren die Spezialisten, dass alle Komponenten von der kleinsten Schraube bis zum großen Karosserieteil die strengen Montagevorgaben erfüllen. Ondřej Košťák und Kollegen sind deshalb bereits am Prozess der Fahrzeugentwicklung beteiligt. Sie analysieren und bewerten die Maße und Toleranzen der Entwürfe von Fahrzeugteilen, die später extrem passgenau produziert und montiert werden müssen.

Die Karriere des Koordinators des Messzentrums, Ondřej Košťák, war von Anfang an eng mit Škoda verbunden.

Jeder Millimeter zählt

In der Automobilproduktion führen Messtechniker regelmäßig Qualitätskontrollen durch. Mit hochpräzisen Messtechnologien wie Laserscanning und Computertomografie überwachen sie den Fertigungsprozess und sorgen dafür, dass jedes Fahrzeugteil die vorgegebenen Toleranzen erfüllt. Koordinatenmessgeräte erkennen bei der Überprüfung von Komponenten Abweichungen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind.

Jedes Teil muss perfekt zu den anderen passen.
Jedes Teil muss perfekt zu den anderen passen.

 

„Bei uns geht es im wahrsten Sinne des Wortes um jeden Millimeter“, sagt Ondřej Košťák, der seit 2012 zum Team von Škoda Auto gehört. Verdeutlichen lässt sich das sehr eindrucksvoll an den Spaltmaßen, also dem Abstand von verschiedenen Karosserieteilen zueinander, beispielsweise zwischen Motorhaube und Kotflügeln oder zwischen Türen und Karosserie.

 

International gefragte Expertise

Schon im Bachelor-Studium unterstützte Škoda Auto den jungen Ondřej Košťák beim Verfassen seiner Abschlussarbeit zum Thema „Moderne Methoden der berührungslosen Messtechnik“. In der Abteilung Messtechnik hatte er da bereits praktische Erfahrungen gesammelt. „Die Vorgesetzten müssen mit meiner Arbeit wohl sehr zufrieden gewesen sein, denn Škoda bot mir eine Festanstellung an. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut“, berichtet Košťák in der Rückschau.

Die moderne Messung muss Abweichungen erfassen, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind.

 

Als Messmethodiker konnte er sein Wissen dann sechs weitere Jahre perfektionieren und zudem ein Universitätsstudium zum Ingenieur erfolgreich abschließen. Ondřej Košťáks Expertise war auch gefragt, als Škoda sein Werk im indischen Pune errichtete. Er unterstützte das örtliche Team beim Aufbau und der Inbetriebnahme des Messzentrums. Im Anschluss beriet er die Kollegen vor Ort zur weiteren Optimierung der Arbeitsabläufe.

 

Metrologie eröffnet neue Perspektiven

Für Fach und Beruf brennt auch Jan Urban, Chefmesstechniker bei Škoda Auto. „Die Metrologie ist ein überaus spannendes Feld, das uns immer wieder neue Perspektiven aufzeigt“, bringt er seine Begeisterung auf den Punkt. Das Aufgabengebiet reiche von Routineaufgaben, etwa dem Aufzeichnen von Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit, bis hin zu extrem anspruchsvollen Messungen hochkomplexer Bauteile.

„Wir verwenden in diesem Zusammenhang höchstpräzise Instrumente, die etwa auch in der Flugzeugindustrie zum Einsatz kommen. Sie messen mit einer Genauigkeit von zehn Nanometern. So zählt das Messgerät, mit dem wir in unserem Qualitätsmesszentrum die Produktion überwachen, zu den besten Präzisionsgeräten im ganzen Land“, berichtet Urban.

Škodas Chef-Messtechniker Jan Urban bei der Arbeit

 

Weiterentwicklung bewährter Verfahren

Bei Škoda ist die Arbeit der Messtechniker in einem speziellen Prüfplan beschrieben, der nicht nur die zu kontrollierenden Komponenten exakt aufführt, sondern auch, welche Details wie zu messen sind. Ebenso gibt es genaue Stückzahl- und Zeitvorgaben. Komplexe Technologien, fortschrittliche Elektronik und autonome Systeme stellen die Škoda Messtechniker vor immer wieder neue Herausforderungen und verlangen nach konsequenter Weiterentwicklung vorhandener Verfahren.

Die Automobilindustrie kann ohne Metrologie nicht funktionieren.

 

Ein brandaktuelles Aufgabenfeld ist die Automatisierung von Messungen. „Essenziell dafür ist eine valide Datenbasis, die wir gezielt aufbauen und pflegen“, sagt Ondřej Košťák. Aktuell entwickelt sein Team ein automatisiertes System für spezifische und verkürzte Messungen. Ziel ist es, die Produktionsmaschinen noch besser auszulasten und auf mögliche Probleme noch schneller und flexibler reagieren zu können.

Bei der Messung werden heute große Datenmengen verarbeitet.

 

Mit Engagement und Expertise leisten die geheimen Helden der Messtechnik jeden Tag aufs Neue einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Fahrzeugentwicklung und -produktion bei Škoda. Das kommt dem Unternehmen ebenso zugute wie allen Kunden, die sich für ein Fahrzeug von Škoda entscheiden.

 

Meter ist Pflicht, fast überall

Die Entwicklung der Metrologie reicht tief in die Wissenschaftsgeschichte zurück. Doch erst 1875 konnten sich Vertreter von 18 Staaten in Frankreich auf die Internationale Metrische Konvention und den Meter als verbindliches Längenmaß einigen. Zuvor kamen regional völlig unterschiedliche Maßeinheiten zum Einsatz. So war etwa das Messen mit der Elle, dem Abstand zwischen Ellbogen und Mittelfingerspitze, besonders populär. Allerdings hatte fast jedes Land und jede größere Stadt dafür eine eigene Länge definiert.
Die Vielzahl unterschiedlicher Maße erschwerte nicht nur den internationalen Handel, sondern führte häufig zu heftigem Streit, der gern öffentlich auf Marktplätzen ausgetragen wurde. Bis heute haben sich alle Staaten bis auf die USA, Uganda und Myanmar der Meter-Konvention angeschlossen. Auch in Großbritannien halten die Menschen im Alltag oft noch an historischen Maßeinheiten fest.

The official Paris metre installed in Place Vendome at the time of the French Revolution