Wie Computer das Škoda Design seit 55 Jahren prägen
Computer sind heute in der Automobilherstellung allgegenwärtig – vom Design und dem Bau über die Nachverfolgung und Verwaltung von Lagerbeständen und der Produktion bis hin zu Lieferketten, Logistik, Vertrieb und Marketing und nicht zuletzt in den Fahrzeugen selbst.
Die ersten Tage im Škoda Rechenzentrum
Die Škoda IT hat heute mehr als 700 Mitarbeitende, die 1.500 Anwendungen verwalten, die auf 20.000 PCs und Workstations laufen, die wiederum von mehr als 30.000 Menschen verwendet werden. Škoda Storyboard sprach mit Jaroslav Červinka von der Škoda IT darüber, wie sich die Computerausstattung für das Design, die Konstruktion und das Testen neuer Modelle verändert hat.
Jaroslav Červinka
Škoda IT
Welche Systeme wurden bei Škoda für die Fahrzeugkonstruktion verwendet, als Sie 1993 dazukamen?
Damals verwendeten wir Silicon-Graphics-Workstations, die auf Unix liefen. Als Designplattform wurde das ICEM-DDM-System verwendet. 1993 hatten wir unsere ersten Workstations, und zu dieser Zeit wurde die Konstruktion auf sie umgestellt. Später hatten wir Dutzende davon.
Die Workstations wurden also für die Konstruktion von Bauteilen, Materialberechnungen oder sogar für die Konstruktion ganzer Autos verwendet?
In diese Richtung ging die Reise, ja. Die Grenzen und Möglichkeiten wurden dadurch bestimmt, wie schnell die Konstruktionsabteilung mit den Workstations ausgestattet werden konnte, durch die Leistung der Maschinen und die Fähigkeiten des ICEM-Systems – das heißt, inwieweit es möglich war, ein 3D-Modell zu erstellen und daraus die erforderlichen Diagramme zu generieren.
In den 1990er-Jahren wurde der Škoda Octavia größtenteils am Computer entworfen und modelliert
Kann man sagen, welches Modell das erste war, dessen Konstruktion oder Design überwiegend am Computer entstand?
Als ich dazukam, lief gerade die Entwicklung des Felicia aus dem Favorit, der bereits mithilfe von Computern entwickelt worden war. Nach dem Felicia wurde in den 1990er-Jahren der Octavia gebaut, und dieses Auto wurde bereits weitgehend am Computer entworfen und modelliert.
Der IBM-360-Computer und eine seiner ersten Benutzerinnen im Jahr 1970
In welchen anderen Bereichen außer dem Autodesign und der Konstruktion wurden leistungsstarke Computer und Workstations eingesetzt?
Hauptsächlich für Materialberechnungen und Simulationen von Aufprall und Verformung oder Vibration und Lärm zum Beispiel. Damals waren die Möglichkeiten im Vergleich zu heute trivial, aber die Software existierte bereits. Sie wurde hauptsächlich für nachfolgende Berechnungen verwendet, um zu vergleichen, wie gut die Testergebnisse mit den Annahmen übereinstimmten.
Am Anfang war der IBM 360
Der im April 1964 auf den Markt gebrachte IBM 360/30 (oder genauer gesagt, IBM System/360 Modell 30), der im Herbst 1969 im Škoda Werk eintraf, war ein Basismodell. Die Produktion wurde bereits im Sommer 1970 eingestellt, was vielleicht der Grund dafür war, dass die US-amerikanische Exportkommission COCOM 1969 nichts gegen den Verkauf an ein Land hinter dem Eisernen Vorhang einzuwenden hatte. Zusammen mit dem Modell 40 wurde das Modell 30 zum meistverkauften Gerät der 360er-Serie, mit Preisen ab 133.000 US-Dollar zum Zeitpunkt der Markteinführung (das entspricht etwa 31 Millionen Tschechischen Kronen in heutigen Preisen).
Fand der Wechsel von lokalen Systemen zu zentralisierten Systemen mit der Eröffnung des neuen Rechenzentrums C21 im Jahr 2001 statt?
Zu dieser Zeit kamen Kolleginnen und Kollegen aus der Technischen Entwicklung zu uns und sagten, sie hätten ein neues System für technische Berechnungen von IBM geplant. Dabei handelte es sich um ein System mit zwölf oder zwanzig Prozessoren. Der nächste Wendepunkt war im Jahr 2004, als die Designabteilung sagte, sie benötigten eine neue, leistungsstärkere Maschine. Die Abteilung entschied sich für ein Intel-Itanium-Architektursystem von SGI. Es handelte sich um ein SMP-System mit weniger als hundert Prozessoren und einem großen Speicher, auf den alle Prozessorkerne Zugriff hatten. Ein Faktor dabei war, dass das aerodynamische Know-how in der Automobilindustrie seit Ende der 1990er-Jahre zugenommen hatte, sodass diese Systeme auch für aerodynamische Berechnungen eingesetzt werden sollten.
Das Škoda Rechenzentrum heute
Und dann wurde das erste Computercluster-System bei Škoda eingeführt?
Wir haben das erste SGI-Clustersystem 2007 erworben. Der Hauptunterschied zwischen einem Clustersystem und einem SMP-System mit gemeinsamem Speicher besteht darin, dass in einem Cluster jeder Prozessor nur seinen eigenen Arbeitsspeicher sehen kann. Ein Cluster ist eine große Anzahl von Servern mit sehr schnellen Prozessoren und einem ausreichend großen Speicher, die über ein schnelles Netzwerk verbunden sind. Dies markierte den Beginn einer Ära, die bis heute andauert, in der der Hunger nach Rechenkapazität Jahr für Jahr größer wurde, da neue Softwareversionen auf den Markt kamen, die neue Funktionen boten und Rechenmodelle komplexer werden ließen.
Wie hat sich die Technische Entwicklung von Autos und die damit verbundenen Berechnungen in der Cluster-Ära verändert?
Mit zunehmender Kapazität und Rechenleistung der Cluster begann die technische Entwicklungsabteilung eine Position zu erreichen, in der ihre Bedeutung für die Fahrzeugentwicklung immer weiter zunahm, da sie bereits sehr genaue Modellierungen und Berechnungen durchführen konnte. Der entscheidende Wert für die Luftströmung um ein Auto herum ist beispielsweise der Luftwiderstandsbeiwert cw, der sich dann auf den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen auswirkt. Heute kann dieser Koeffizient so genau berechnet werden, dass er von der anschließenden Windkanalmessung um höchstens ein Prozent abweicht. Computer können auch Berechnungen für den Innenraum des Autos durchführen – Heizung, Klimaanlage, Fensterentfrostung und mehr. All dies ist das Ergebnis wachsender Rechenleistung und verbesserter Software sowie Methodik, das heißt Verfahren, die sicherstellen, dass alles leicht wiederholbar ist.
Erinnern Sie sich noch an Lochkarten?
Zu Beginn des Computerzeitalters wurden Lochkarten als Medium zur Datenaufzeichnung verwendet. Sie bestanden aus Pappe und die Informationen wurden durch ein Loch im entsprechenden Feld dargestellt. Der Computer konnte anhand der Position des Lochs erkennen, welche Informationen angezeigt wurden. Hier einige interessante Fakten über Lochkarten: